Die Erinnerung in Zeiten der Krise
DOI:
https://doi.org/10.22029/ko.2010.541Abstract
Lücken in der Erinnerung, Traumata sowie falsche Versionen der Vergangenheit – das sind die Punkte, an denen Dorothee Birkes Dissertation über Erinnerungskrisen ansetzt. Die Anglistin schließt damit an den wissenschaftlichen Gedächtniskurs der jüngsten Zeit an, der gerade die Deformation und Modifikation von Erinnerungen ins Zentrum gestellt hat, und beleuchtet die Thematik aus literaturwissenschaftlicher Sicht. Birke fragt nach den Darstellungsformen von Erinnerungskrisen in literarischen Texten aus synchroner und diachroner Perspektive. Das mithilfe der kognitiven Narratologie erarbeitete Analyseinstrumentarium wendet sie schließlich auf zwei Grundlagentexte von Charles Dickens und Virginia Woolf an und weist anhand von vier zeitgenössischen Romanen nach, wie diese die beschriebenen Muster aufnehmen und modifizieren. Dabei wird deutlich, dass die literarische Darstellung von Erinnerungsprozessen immer auch ein Reflex auf die außerliterarische Wirklichkeit ist – in diesem Fall auf eine Zeit, in der autobiographische Erinnerungen immer mehr zu krisenhaften Erfahrungen werden.
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