Eine kontroverse, doch fruchtbare neue Perspektive auf strukturellen Rassismus in der niederländischen Gesellschaft
DOI:
https://doi.org/10.22029/ko.2018.224Abstract
In White Innocence: Paradoxes of Colonialism and Race (2016) untersucht Gloria Wekker das weiße niederländische Selbstempfinden, das sich um eine selbsternannte Unschuld dreht: die Behauptung, die Niederlande seien frei von Rassismus. Wann immer diese Identität in Frage gestellt wird, sieht Wekker eine gesellschaftliche Tendenz, dieses Gefühl der Unschuld aggressiv zu verteidigen. Solche Schutzmechanismen treten paradoxerweise häufig in der Form von Rassismus auf. In fünf Kapiteln diskutiert sie diesen paradoxen Rassismus, der in verschiedenen Schichten der Gesellschaft auftritt: in den nationalen Medien, bürokratischen Organisationen, der Wissenschaft, der politischen Rhetorik und nationalen Kultur. Anstatt zu den Diskussionen, die sie analysiert, Stellung zu beziehen, arbeitet sie auf einem Meta-Level und untersucht die wiederkehrenden Faktoren der Debatten, die ihrerseits zu strukturellem Rassismus führen. Ihre eklektische Methode, theoretische Diskussionen mit persönlichen Anekdoten, mit hypothetischen Was-wäre-wenn-Szenarien und mit praktischen Vorschlägen für gesellschaftliche Veränderungen zu kombinieren, läuft manchmal Gefahr, ihre Argumentation zu verschleiern. Dennoch ist ihre Herangehensweise umso aktueller in einer Debattenlandschaft, die heutzutage so leicht zu eskalieren und zu polarisieren scheint.
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