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Roma: Die Literarischen Topoi von Rom in der römischen Dichtung

 

Eine Rezension von Kiki Kipourou (kiki.kipourou@gmail.com)

International Graduate Centre for the Study of Culture (Gießen)

 

Tschäpe, Elsa-Maria: Die Großstadt als literarischer Raum in der römischen Dichtung. Göttingen: Universitätsverlag Göttingen, 2015. 294 S., 28 EUR. ISBN: 978-3-86395-225-9

 

Abstract

Die Dissertation Die Großstadt als literarischer Raum in der römischen Dichtung von Elsa-Maria Tschäpe untersucht, unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstands zur Raumtheorie sowie modernen Literaturwissenschaft, die Darstellung der antiken Großstadt Rom in der römischen Dichtung. Den zwei theoretischen Kapiteln folgt der Anwendungsteil mit Beispielanalysen, wobei die Autorin zu der Schlussfolgerung kommt, dass Rom sowohl Handlungsort als auch Gegenstand dieser Literatur ist, ihre Repräsentation und Imagination aber vielfältig und perspektivisch abhängig sind.

 

 

Rezension

Die Großstadt als literarischer Raum in der römischen Dichtung von Elsa-Maria Tschäpe ist eine literaturwissenschaftliche Studie, die sich mit der Darstellung des literarischen Raumes der Großstadt der Antike, nämlich Rom, in der kaiserzeitlichen und augusteischen Dichtung befasst. Das Buch gliedert sich in vier Kapitel und widmet sich der Untersuchung des literarischen Raumes der Großstadt Rom in der Dichtung der augusteischen und kaiserzeitlichen Epoche. Als Anregung für diese wissenschaftliche Studie diente die weit verbreitete und schon etablierte Auffassung der modernen Literaturwissenschaft, dass die Großstadt kein Gegenstand antiker Literatur gewesen sei (vgl. S. 1-3). Nach Ansicht der Autorin, Elsa-Maria Tschäpe, bietet jedoch die Dichtung der augusteischen und kaiserzeitlichen Epoche zahlreiche Argumente gegen diese Behauptung. Der Handlungsort von Dichtern dieser Zeit ist die urbane Welt Roms und ihre großstädtischen Eigenheiten. Die Hauptstadt Rom ist durch das ständige Auftauchen von großstädtischen Besonderheiten und die lexikalische Erwähnung von urbs – oder explizit – als Roma omnipräsent.

 

Im ersten Kapitel (S. 5-20) bietet die Autorin einen Überblick zum Forschungsstand der Darstellung der stadtrömischen Topographie in der kaiserzeitlichen und augusteischen Epoche, während das zweite Unterkapitel die Ergebnisse der Untersuchungen zu Raumdarstellungen in der antiken Literatur mit besonderer Berücksichtigung der homerischen Epen zusammenfasst (S. 10-16).

 

Das zweite Kapitel (S. 21-56) stellt Kriterien für die Zuordnung eines literarischen Textes zu einem städtischen Topos vor. Darin zeigt sie, dass die Kernlexeme, die topographische Merk- und Wahrzeichen sowie Teilelemente, nur die Vorbedingung für eine solche Klassifizierung sein können. Deswegen werden im zweiten Teil dieses Kapitels Darstellungstechniken analysiert, die durch die Texte einen literarischen Raum repräsentieren können. Laut Tschäpe ist die Voraussetzung für die Bezeichnung eines Textes als Großstadttext die Identifizierung von räumlichen Makrostrukturen (S. 56).

 

Nach den theoretischen Grundlagen im ersten und zweiten Kapiteln widmet sich Tschäpe im Hauptteil dieser Dissertation „Der literarische Raum Großstadt in der augusteischen undkaiserzeitlichen Dichtung“ihren zentralen Argumenten (S. 57-175). In theoretischer Hinsicht bezieht sie sich auf A. Mahlers „Konstitutionsisotopie Stadt“(Stadt-Bilder. Allegorie, Mimesis, Imagination. Heidelberg 1999) und untersucht die Darstellung der Großstadt Rom in ihren physischen-räumlichen Merkmalen, die, so Tschäpe, Begrenzung, Ausdehnung und innere Struktur sind. Die zu untersuchenden Großstadttexte sind gattungsübergreifend und stammen aus der römischen Komödie, dem kaiserzeitlichen Epigramm, der Elegie und der satirischen Dichtung. Nach der Meinung der Autorin wird der literarische Raum urbs Roma nicht nur durch diese drei räumlichen Eigenschaften dargestellt, sondern auch durch deren Wahrnehmung aus der Figurenperspektive (S. 175-179).

 

Im vierten Kapitel „Die Großstadt als erklärter Gegenstand römischer Dichtung“ befasst sie sich mit der Darstellung der Großstadt als Raum der poetischen Reflexion. In der epigrammatischen Dichtung Martials wird die Großstadt Rom als Inspirationsraum präsentiert, indem Dichter sich inspirieren und Dichtung kreieren (S. 193-202). In der Exil-Elegie Ovids sowie in der satirischen Dichtung Juvenals und des Horaz wird ebenfalls Rom als Inspirationsraum betrachtet. Im Unterkapitel „Die Großstadt als Dichterlandschaft“ bespricht sie das Verhältnis zwischen Großstadt und Dichtung aus der Perspektive von verschiedenen Dichter-personae (S. 202-245). Besonders hilfreich ist das Glossar zu den Raum-Begriffen am Ende des Buches (S. 289-294).

 

Insgesamt, handelt es sich um eine anregende Dissertation, die anhand kritischer Fragestellungen eine vielschichtige Darstellung der Großstadt Rom als literarischen Raum in der römischen Dichtung bietet. Mittels überzeugender Argumentation und anhand von Beispielen analysiert Elsa-Maria Tschäpe die Repräsentation der Großstadt Rom und ihre Reflexion in der römischen Dichtung dieser Epoche. Daraus folgt, dass die Thematisierung der Großstadt als Ort der Literatur nicht exklusiv in moderner Literatur zu finden ist, sondern auch in der antiken Literatur und besonders in der römischen Literatur, hier mit ausführlicher Rezeption der Hauptstadt Rom. Die vorliegende Dissertation bietet damit einen gelungenen Beitrag zur literaturwissenschaftlichen Raumforschung.

 

 

English Abstract

Roma: The Literary Topoi of Rome in Roman Poetry

The dissertation Die Großstadt als literarischer Raum in der römischen Dichtung by Elsa-Maria Tschäpe examines the representation of the city of Rome in Roman poetry. Taking into account the results of the latest research on the spatial theory within the context of Modern Literature and Classics, Elsa-Maria Tschäpe investigates various texts from Roman poetry with a focus on depictions of Rome and therefore offers a valuable overview of the literary discovery of the city that contributes to the current research of spatiality in Classical Literature.

 

 

Copyright 2017, KIKI KIPOUROU. Licensed to the public under Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0).