KULT_online 54 (April 2018)
Editorial
Liebe Leser_innen,
die „politische Funktion des Intellektuellen“ sei es, so Foucault in einem Gespräch mit der Politique Hebdo aus dem Jahr 1976, durch eine oft einzigartige Expertise Entwürfe eines zukünftig Sozialen in kritischer Auseinandersetzung mit Wahrheit und Macht zu umreißen. In bescheidenem Umfang erhielt diese Charakterisierung in den letzten 20 Ausgaben von KULT_online Kontur. Deutlich wurde dabei, wie ein emanzipierter Umgang mit erinnerter Vergangenheit das Gegenwärtige und noch Kommende zu beeinflussen vermag. Zugleich illustrierten zahlreiche Rezensionen, wie produktiv sich Kritik als intellektuelle Haltung (und nicht Beanstandung) zu artikulieren vermag.
Schwerpunkte der vorliegenden Ausgabe zu Geschlecht/Gender, Religion, Machtkritik, Gegenwartsphilosophien, Raumstudien, Erinnerungspolitiken, Ökologiekritik und Popkultur greifen eben jene gestalterische Instanz auf. Im Gestus wissenschaftlicher Literaturkritik öffnen sie beispielsweise Horizonte für Formen von Religiosität jenseits determinierender Aspekte des „Glaubens“, für Rechtsdiskurse als produktiv-störende Gegebenheiten, für Argumentationen hin zu ökologischen Formen von Kultur im Kontext der Literaturwissenschaft oder für den politisierten Konnex zwischen Erinnerung und Emotion(en) in Zentral-, Ost- und Südeuropa.
Mit dieser 54. Ausgabe verabschiede ich mich zugleich als Herausgeber und Redakteur von KULT_online. Mein Nachfolger Max Bergmann steht Ihnen ab 1. Mai zur Verfügung. Herzlichen Dank für Ihr Interesse!
Mit besten Wünschen,
Marcel Wrzesinski
Copyright 2018, MARCEL WRZESINSKI. Licensed to the public under Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0).